Der König in Thule – J.W. Goethe

Goethe schrieb das Gedicht „Geistesgruß“ als Vorläufer von „Der König in Thule“, als er im Juli 1774 zur Burg Lahneck an der Lahn reiste. Unter Herders Einfluss wurde der Schauplatz auf das mythische Inselreich Thule verlegt, das in der Antike als der nördlichste Ort galt, den griechische Seefahrer ansteuerten.

Es war ein König in Thule, Gar treu bis an das Grab, 

Dem sterbend seine Buhle einen goldnen Becher gab.
 
Es ging ihm nichts darüber, Er leert' ihn jeden Schmaus; 

Die Augen gingen ihm über, So oft er trank daraus.
 
Und als er kam zu sterben, Zählt' er seine Städt' im Reich, 

Gönnt' alles seinen Erben, Den Becher nicht zugleich. 

Er saß beim Königsmahle, 

Die Ritter um ihn her, Auf hohem Vätersaale, 

Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher, Trank letzte Lebensglut, 

Und warf den heiligen Becher Hinunter in die Flut. 

Er sah ihn stürzen, trinken 

Und sinken tief ins Meer, die Augen täten ihm sinken, Trank nie einen Tropfen mehr.

Goethe verwendete es später in seiner Tragödie Faust (Teil I, Zeilen 2759-82) als Gretchens (Margaretes) Einleitung. Es wurde von einer Reihe von Komponisten vertont, vor allem von Franz Schubert.

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